Das System Bill Gates

 

Der fürsorgliche Familienvater

 

Rollen, Rollen, Rollen

 

Erfolgsmanager

(Software-)Mogul

Reibungsloser Kapitalist

American Hero

Verbraucherfreund

Innovator

Verfolgte

Über-Nerd bis Enabler

Familienvater


Midas bis Lehnsherr

Dominator

Gesalbte

Anfang 1997 fügt sich Bill Gates noch etwas zögernd in seine durch die Heirat und die Geburt der Tochter entstandene neue Rolle ein: "I used to think I wouldn't be all that interested in the baby until she was two or so and could talk", verrät Gates erstmalig in Time (2/97). Man glaubt es dem Über-Nerd gerne, in dessen Leben zuvor anscheinend Computer die größte Rolle gespielt haben. Doch Gates fährt fort und läßt ungeahnte Seiten seiner Persönlichkeit erkennen: "But I'm totally into it now. She's just started to say 'ba-ba' and have a personality."


Ein gutes Jahr später läßt Gates die amerikanische Bildschirmöffentlichkeit im NBC-Interview mit Barbara Walters (30.1.98) wissen, daß seine Priorität nun definitiv auf der Familie liege. Um diesen Wandel glaubhaft rüberzubringen, singt er vor der Kamera sogar "Twinkle, twinkle little star", die deutsche Version von "Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein". Die "Tyrannei der Intimität" (Richard Sennet) hat damit endgültig auch in die High-Tech-Politik Einzug gehalten.

 


Seit sich Gates in seine Vaterrolle eingefunden hat, beginnt er sich sogar um andere Väter zu sorgen: wer am diesjährigen Vatertag eine unliebsame Krawatte geschenkt bekommen hat, kann sie gegen ein Halbjahresabo für das Webzine Slate eintauschen. Was natürlich wieder Spekulationen Tür und Tor öffnet: man vermuten, daß Gates seine hemdsärmlige Belegschaft mit all den Krawatten "aufrüsten" will, -- oder, daß die Umstellung Slates auf das Abomodell bisher nicht sonderlich erfolgreich war.

 

 

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