Stefan Krempl
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Friedrich Kittler Medientheoretiker und Professor für Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Universität Berlin |
Es gibt keine einzelnen Medien, sondern die Medien sind im Verbundsystem geschaltet. Wobei die Computer das Schalten selber besorgen. Ob dieses System aus Algorithmen eine Welt im Wortsinn der Philosophen bilden kann, steht dahin; aber ohne Geschlossenheit würde kein System funktionieren. |
Rudolf Maresch Medientheoretiker |
Überhaupt gibt es nur 'mediatisierte Beziehungen', zu den Dingen ebenso wie zu den Menschen. 'Lebendige Erfahrung' ist ohne Vermittlung von Medien, auch so vergessener altmodischer Medien wie Licht, Wasser, Sand, Wärme, Steine, Luft usw., oder so bedeutender wie Sprache, Raum und Zeit gar nicht denkbar. Nur was von Medien zugetragen wird, ist überhaupt. Ohne die Zustelldienste dieser für uns meist unsichtbaren Medien würden Formen gar nicht die Bühne des Sichtbaren betreten.
Mediatisierung. Dispositiv der Öffentlichkeiten |
Wolfgang Hagen Medientheoretiker |
Alle Neueren Medien haben
einen negativen Kriegshorizont. Negativ
, weil er in der Wahrnehmung jener 'Öffentlichkeit' nahezu augenblicklich verschwindet, in die die Medien wie in eine harmlose Unterhaltungssphäre der zivilen Welt 'entlassen' werden. So geschehen mit dem Radio in den 20er Jahren, mit UKW und Fernsehen in den frühen 50er, mit dem Computer in den 80er Jahren.
Hagen, Wolfgang (1996): Mediendialektik. Zur Archäologie eines Scheiterns. In: Maresch, Rudolf (Hg.) (1996): Medien und Öffentlichkeit. Positionierungen, Symptome, Simulationsbrüche. München (Boer), 41-65, hier 43. |
Jochen Hörisch Medien- und Literaturwissenschaftler |
Daß frisch erfundene neue Medientechniken eine Zeit lang brauchen, um darauf hin durchschaut zu werden, wozu sie eigentlich taugen und welche Risiken und Nebenwirkungen sie freisetzen, ist eine elastische Konstante der Medientechnologiegeschichte.
Wer Mediengeschichte schreibt, muß auch Militärgeschichte schreiben.
Hörisch, Jochen (1998): Einleitung zu: Ludes, Peter (1998): Einführung in die Medienwissenschaft. Entwicklungen und Theorien. Berlin (Erich Schmidt), 11-32, hier: 13 |
Friedrich Nietzsche Philosoph |
Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken.
zitiert nach Friedrich Kittler (1986): Grammophon, Film, Typewriter. Berlin. |
Marshall McLuhan Literaturwissenschaftler und Begründer der modernen Medienwissenschaft |
Die 'Botschaft jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt.
Marshall McLuhan (1968): Die magischen Kanäle. Understanding Media, 14. |
Pierre Teilhard de Chardin frz. Jesuit und Evolutionsforscher |
Heute verlangt jeder Mensch täglich nicht nur nach Brot,
sondern auch seine Ration Eisen, Kupfer und Baumwolle -- seine Ration Elektrizität, Erdöl und Radium -- seine Ration Entdeckungen, Film und internationale Nachrichten. Pierre Teilhard de Chardin (1994): Der Mensch im Kosmos. München (frz. Orig. 1955), 252. |
Michael Giesecke Medienforscher an der Uni Erfurt |
Medienwandel, Sinneswandel, Kulturwandel und schließlich Sprachwandel gehen Hand in Hand.
Michael Giesecke (1992): Sinnenwandel, Sprachwandel, Kulturwandel. Studien zur Vorgeschichte der Informationsgesellschaft, Frankfurt (Suhrkamp), 13. |
Napoleon zugeschrieben, nicht genau überliefert |
Drei
feindliche Zeitungen sind mehr zu fürchten als tausend Bajonette.
zitiert nach: McLuhan, Marschall: Die magischen Kanäle. Düsseldorf et al. (Econ) |
Frank Hartmann Wiener Medientheoretiker und -philosoph |
Medientheorie brachte die vorläufig letzte aller narzisstischen Kränkungen des modernen Menschen auf den Punkt: dass Denken, Technologien und kulturelle Ausdrucksform in einem radikalen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Das Versprechen der Medientheorie ist die Befreiung vom Sinn. Es geht letztlich nicht um einen Techno-Diskurs der Konstruktion neuer Welten, sondern um die schlichte Einsicht, dass so wie die Sprache unser Denken bedingt, die Medien unsere Kommunikationen prägen und unsere Welt modellieren. Aus dem Vortrag: Das Versprechen der Medien(theorie), gehalten in Wien, 10. Nov. 2002 |
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