Stefan Krempl Mediendefinitionen
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Als allgemeine anspruchslose Standarddefinition von Medien führt Hörisch an: Medien speichern und/oder transportieren über unterschiedliche Kanäle (wie Bücher, Telefonleitungen, Tonbänder und Disketten) Mitteilungen und Informationen (Hörisch
1998, 28). Der technische Medienbegriff ist in der "modernen" Medienforschung sehr beliebt, da die Massenmedien und auch interaktive, computergestützte Medien technologiebasiert sind. Hartmann geht sogar so weit, von einer "weiteren nazisstischen Kränkung" zu sprechen, welche die von technologischen Automatisierungsprozessen bestimmten Medien dem modernen Menschen zugefügt haben: "dass er nämlich gezwungen ist, seine Wahrnehmungen mit den Apparaten zu teilen." Die durch Apparate vermittelte Weltsicht würden dem Menschen vor Augen führen, "dass Denken, Technologien und kulturelle Ausdrucksform in einem radikalen Abhängigkeitsverhältnis stehen." Diese -- nach Kopernikus, Darwin und Freud -- vierte narzisstische Kränkung ist also die Distanzierung der menschlichen Wahrnehmung durch die medialen Apparate, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt werden. Nicht dass dies eine neue Beobachtung wäre. So schreibt der siebzigjährige Alexander von Humboldt Anfang 1839 aus Paris an seinen preußischen König über die Daguerreotypie, dass bei dieser neuen Technik die Gegenstände "sich selbst in unnachahmlicher Treue mahlen" -- und damit Produkte zu erzeugen, die "unaufhaltsam den Verstand und die Einbildungskraft ansprechen". Entscheidend daran ist zu einen die vermeintliche Subjektlosigkeit des medialen Prozesses, zum anderen das Entstehen einer spezifischen Medienwirklichkeit. Die Kamera repräsentiert nicht Realität, sondern entdeckt ein "Optisch Unbewusstes" (W. Benjamin) der Wirklichkeit.
Begriffsverwirrung -- Wie Medien begriffen werden (Faulstich 2000) Medium kann in drei verschiedenen Verwendungszusammenhängen gesehen werden: Im allgemein Sprachgebrauch (erstens), als Wort, heißt Medium Mittel oder Vermittelndes.
Die Vielfalt der Medienbegriffe lässt sich so weiter unterteilen in den: universalen, weiten Medienbegriff (orientiert sich an der etymologischen Bedeutung des lateinnischen Wortes medium = Mittel/Vermittlung) elementaren, semiotischen Medienbegriff (dabei werden Medien als eine kommunikative, zeichenbasierte Interaktion aufgefasst und semiotisch analysiert) technischen Medienbegriff Differenzieren kann man desweiteren nach den angesprochenen Rezipienten (Individual- vs. Massenkommunikation) oder den ökonomischen und rechtlichen Grundlagen (organisationssoziologischer, systemischer Medienbegriff). Dabei werden die Grenzen fließend zum Begriff "Mediendispositiv", worunter man die sozialen Zusammenhänge von Technik, Produktions- und Rezeptionsbedingungen und Funktionen versteht. Dabei kommt es auch zur Untersuchung der politischen Wirkung von Medien (vgl. Böhm, Andreas 2001). |
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Gibt es "Leitmedien"?
Als Leitmedien bezeichnet Hörisch Medien, die nicht eigentlich vermeidbar sind (Hörisch 1998, 30). Als Beispiel führt er das Medium Geld an. Geld ist teilnahmepflichtig, noch der größte Geldkritiker kann dieses Medium nicht vermeiden.
Geld strukturiert Zeiterfahrungen (man kann Anleihen auf die Zukunft nehmen, in der Vergangenheit gespartes Geld aufbewahren, hier und jetzt Geld als Tauschmittel einsetzen). Und auch Geld koordiniert Interaktionen. Aus den frühen Leitmedien sind Multimedien geworden. DIE Medien sind an die Stelle DES einen Leitmediums getreten. Hörisch 1998, 31 Kritik am Konzept der Vorrangstellung eines Mediums und der Definition des "Leitmediums" übt vor allem Winkler (1997, 188): Das Konzept des 'Leitmediums' aber wirft Probleme auf. Wie nämlich soll der Begriff genau definiert werden? Ist es bereits die Erfindung der Schrift, die den Umbruch auslöst, oder ist zentral, daß eine Schreiberkaste sich etabliert und Einfluß auf den gesellschaftlichen Prozeß gewinnt? Oder löst erst die allgemeine Alphabetisierung die orale Traditionsbildung endgültig ab? Quantitative und qualitative Kriterien scheinen rettungslos ineinander verstrickt. Zudem verstellt die Rede vom Leitmedium allzu leicht den Blick auf die Tatsache, daß es grundsätzlich Medienkonstellationen sind, ein Konzert verschiedener ineinander verwobener Medien, die eine medienhistorische Situation bestimmen. |
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